Montag, 11. Juni 2012

I am back :-)

Tja, so schnell, wie ich hier war, war ich auch wieder weg. Aber so gesehen, war das auch gut so. Aber der Reihe nach:
Ich war/bin seit Mitte Dezember krank geschrieben und habe auf eine Kur/Reha oder sonst irgendwas gewartet, dass mir hilft, aus meiner Situation wieder raus zu kommen. Ich habe ja, Gott sei Dank, seit Ende Januar wöchentliche Therapiestunden gehabt, habe ich auch weiterhin, da 25 Std. von der Kassen genehmigt wurden.
Es ist ja so, wenn man diese Erschöpfung und auch Depressionen hat, weiß man überhaupt nicht, wie es weiter gehen soll. Man hat keine Vorstellung mehr davon, wie man wieder ein normales Leben, mit Arbeit, Hausarbeit, Familie, Freunden, Spaß etc. führen kann. Es ist sehr schwer, diese Gefühle, diese Situation jemandem zu erklären, der es nicht selbst erlebt.
Hinzu kommen, also bei mir war es so, Schuldgefühle, wegen meiner Familie. Ich hatte derart das Gefühl, ein Versager auf der ganzen Linie zu sein. Was bin ich denn noch wert, wenn ich nicht in der Lage bin, Dinge zu leisten. Meinen Beitrag zur Hausarbeit, zur Haushaltskasse und ähnliches zu leisten.
Ich bin in der glücklichen Lage, dass mein Mann absolutes Verständnis hatte und hat. Auch mein Sohn konnte und kann mit der Situation relativ gut umgehen.
Meine Hausärztin hat Anfang Januar direkt einen Antrag auf Kur/Reha gestellt. Auch hier hatte ich scheinbar Glück, denn der Antrag ging auf Anhieb durch, sehr schnell und überraschend für mich. Wir waren auf Ablehnung eingestellt. Aber es war ein Eilentscheid und so lagen eine Woche nach Genehmigung der Reha, die Unterlagen plus Termin der Klink im Briefkasten. Ein echter Schock für mich, denn ich sollte fünf Tage später für sechs Wochen in die Klinik. Über Ostern und überhaupt, ich hatte einen echten Tiefpunkt und konnte dem so gar nichts positives abgewinnen! Obwohl ich doch die letzten Wochen darauf gewartet hatte! Mein erster Impuls war:"Verschieben!" So schnell dieser aber da war, so schnell schob ich ihn auch wieder auf Seite, denn es war doch gut so. Schließlich wollte ich doch, dass etwas passiert.
Also in einer Hauruckaktion, Klamotten zusammengesucht, Koffer und fehlendes organisiert (ich besaß keinen vernünftigen Schlafanzug, jetzt habe ich drei :-)) und Mittwoch in die Anstalt eingecheckt (ich möchte niemandem zu nahe treten, aber dieser Ausdruck hat für mich absolut nichts negatives!).
Viel Angst, was passiert da so, was für Leute sind da, wie komme ich zurecht, tausend Fragen und Ängste.
Sechs Wochen, eine kleine Ewigkeit...
Anmeldung lief schon mal gut, sehr nette Begrüßung und das Zimmer hatte fast schon Hotelcharakter. Und es war ein Einzelzimmer (ich war ja der Meinung, es ist eine Klinik, also musst du dir das Zimmer mit mind. einer Person teilen! Dem ist nicht so!).
Aufnahmeuntersuchung, ganz normal beim Arzt, der auch die ganzen sechs Wochen für dich zuständig ist. Gespräch, warum man da ist, Blutabnahme. Therapeutische Aufnahme, der Therapeut ist auch die ganzen Wochen für einen zuständig. Es wird erklärt, wie die Klinik arbeitet und was man selbst dazu beitragen kann. Diese Klinik arbeitet mit viel Sport und setzt den Schwerpunkt auf Gruppentherapie. Das war mir eher suspekt und sagte auch bei der Aufnahme, das ich nicht bereit bin, vor zehn, fünfzehn Personen eine Seelenstriptease hinzulegen. Es war so, dass man einer Gruppe zugeteilt wurde und innerhalb dieser Gruppe die "Anwendungen" machte. Man bekam einen Wochenplan, in dem alle Termine standen. Walking, Aquagymnastik, Fitness, Therapeutische Einheiten, Autogenes Training, Konzentrationsübungen, Essen...Gestalttherapie...ich glaube dass war es so im groben.
Man muss den Gruppentherapien beiwohnen, aber ist nicht gezwungen, sich zu beteiligen. Soweit war es ok. Donnerstags war quasi Stresstag, nur Sport, vier oder fünf Einheiten (eine Einheit war zwischen 30 und 60 Minuten lag). Aber es hat so Spaß gemacht und ich mache nie Sport!! Sogar Zirkeltraining fand ich gut :-)
Die Gruppe war nett und relativ schnell kristallisieren sich Menschen heraus, zu denen man einen guten Draht hat. Wir waren ein Grüppchen von vier, fünf Leuten, gemischt durch alle Altersklassen.
Erste Gruppentherapie und es dauerte keine fünf Minuten und ich stand mitten im Raum und war Teil einer Aufstellung. Echt krass! Unsere Therapeutin arbeitete gern mit sogenannten Aufstellungen, d.h. wenn jemand ein spezielles Problem hatte und dieses der Gruppe vorstellen wollte, haben wir meist, damit wir uns besser hineinversetzen konnten, aus der Gruppe "Vertreter" für die Personen gesucht, die in das wirkliche Problem verwickelt waren. Ich hoffe, man kann verstehen, wie das so funktionieren soll. Also wie gesagt, erstes Mal Gruppe und keine fünf Minuten und eine Mitpatientin suchte mich aus und fragte, ob ich eine Rolle übernehmen könnte. Da ich mich so gut in die Situation reinversetzen konnte, fand ich es überhaupt nicht schlimm und eher natürlich, mich darauf ein zu lassen. Ich muss sagen, was wir in diesen 90 Minuten erarbeitet haben, meine Güte! Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Ich muss, glaube ich, nicht extra erwähnen, wie gut mir diese Gruppenerfahrung getan hat.
Auch in der Freizeit ist man ja mit diesen Menschen zusammen und spricht viel über seine Probleme und kommt so auch an andere Sichtweisen oder Aspekte des Problems. Einfach nur dadurch, das der Andere die Situation von aussen betrachtet. Für mich war es eine sehr intensive Erfahrung und diese sechs Wochen kamen mir fast schon vor, wie ein halbes Jahr.
Es gab einige Tiefpunkte, wo ich dachte, dass schaffe ich alles nie mehr und wie soll es weiter gehen!? Es war immer Pflegepersonal da, die einem zur Seite standen, so was tolles und menschliches habe ich lange nicht erlebt.
Ich bin zwar noch nicht wieder völlig gesund, aber mir gehts wesentlich besser, sogar wieder so gut, dass ich morgen wieder anfange zu arbeiten und freue mich sogar. Ich fange langsam an und werde die Stunden nach und nach hoch ziehen.
Ich komme für heute zum Ende und hoffe, ab jetzt lesen wir uns wieder öfter :-)

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